Neues Working Paper des BAMF-Forschungszentrums befasst sich mit digitalem Unterricht in den Integrationskursen

Das Working Paper „Digitales Lehren und Lernen im Integrationskurs“ des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge befasst sich mit den Potenzialen und Herausforderungen digitaler Unterrichtsformen in den Integrationskursen. Die Studie basiert auf einer qualitativen Befragung von Lehrkräften der Integrationskurse, die während der Covid-19-Pandemie Erfahrungen mit der Verwendung digitaler Medien und Unterrichtsformen in den Integrationskursen sammelten. Die Studienergebnisse geben Aufschluss darüber, welche Vor- und Nachteile digitaler Unterrichtselemente von den Lehrkräften wahrgenommen wurden und welche Voraussetzungen aus ihrer Sicht bestehen müssen, um digitale Medien und virtuelle Unterrichtsformate erfolgreich in den Integrationskursen anwenden zu können. Die Studie ist Teil des Forschungsprojekts „Evaluation der Integrationskurse (EvIk)“, welches das Ziel verfolgt, die Integrationskurse aus verschiedensten Perspektiven auf den Prüfstand zu stellen, um Anhaltspunkte zur Weiterentwicklung des Integrationskurssystems zu gewinnen.

 

Wesentliche Ergebnisse:

 

Befürwortung der Verwendung digitaler Medien: Fast alle befragten Lehrkräfte empfinden digitale Medien und Unterrichtsformate als Bereicherung in ihrem Unterricht und sprechen sich für eine weitere zukünftige Nutzung aus, bei der analoge und digitale Unterrichtselemente häufiger kombiniert werden können.

 

Erfahrungen mit digitalem Unterricht abhängig von der schriftsprachlichen Kompetenz und dem Bildungshintergrund der Teilnehmenden: Die Nutzungs-möglichkeiten digitaler Lernprogramme und anderer Medien sind abhängig von den Voraussetzungen, welche die Teilnehmenden mitbringen. Teilnehmende mit einem vergleichsweise hohen Bildungsniveau und Erfahrungen im Umgang mit Internetanwendungen können digitale Medien und Unterrichtsformate leichter nutzen als Teil-nehmende aus Alphabetisierungskursen, die sich häufig nur mit der Unterstützung an-derer in digitalen Angeboten zurückfinden.

 

Spezifische Vorteile des digitalen Unterrichtens: Diese bestehen aus Sicht der Lehrkräfte darin, dass sich Partner- und Gruppenarbeiten sehr schnell organisieren und umstrukturieren lassen. Ein weiterer Vorteil des digitalen Unterrichts ist die Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien und Internetanwendungen.

 

Negative Auswirkungen digitaler Unterrichtsformate: Ein bedeutsamer Nachteil rein virtueller Unterrichtsformen ist aus Sicht der Lehrkräfte hingegen das Fehlen der persönlichen Begegnungen vor und nach dem Unterricht, was zu einer Schwächung der sozial-integrativen Funktion der Integrationskurse führt, da diese auch Orte der interkulturellen Begegnung, der gegenseitigen Unterstützung, des Erfahrungsaustauschs und der Entstehung persönlicher Beziehungen sind.

 

Didaktische Unterstützung bei der Nutzung von digitalen Medien und Unterrichtsformaten: Die Lehrkräfte wünschen sich bei der Aufgabe der flexiblen und situationsgerechten Einbindung digitaler Elemente in die Unterrichtspraxis Unterstützung durch vorbereitende Schulungen. Dies unterstreicht die Bedeutung von Initiativen des BAMF zum Ausbau digitaler Kompetenzen bei den Integrationskurslehrkräften wie die Erweiterung der Zusatzqualifizierung für Integrationskurslehrkräfte um das Wahlpflichtmodul „Medienkompetenz“.

 

Das Working Paper wurde von Ramona Kay, Dr. Jan Eckhard und Dr. Anna Tissot verfasst.

(BAMF)