Über Lücken und Lückenfüller: Bericht vom Informationstreffen für Sprachförderlehrkräfte im Saarland

Willkommensklassen im Saarland: In den Schulbetrieb eingebunden, nicht aber in den Tarifvertrag.
Willkommensklassen im Saarland: In den Schulbetrieb eingebunden, nicht aber in den Tarifvertrag.

Über 30 Sprachförderlehrkräfte hatten sich auf Einladung der GEW Saarland am 18.10.2018 im Interkulturellen Kompetenzzentrum Völklingen zusammengefunden, um ihre unterschiedlichen Arbeits- und Vertragssituationen zu diskutieren und sich über ihre Rechte zu informieren.

 

Es wurde dabei deutlich, dass sich die Arbeitsbedingungen der Sprachförderlehrkräfte in einer bedenklichen Lücke des Schulsystems bewegen: DaZ-Lehrkräfte werden nicht direkt vom Ministerium eingestellt, sondern über einen Projektpartner. Dies hat zur Folge, dass Lehrkräfte in der Regel nur befristete Verträge erhalten. Auch Kettenbefristungen über einen langjährigen Zeitraum sind aufgrund des Projektrahmens möglich. Die Bezahlung erfolgt zudem zwar angelehnt an die Tarifbestimmungen für Lehrkräfte. Diese finde jedoch nur zum Teil Anwendung, was zu einer schlechteren Vergütung und höherer Unterrichtsverpflichtung führt, als es bei einer direkten Anstellung über das Ministerium der Fall wäre. Den Lehrkräften fehlt außerdem eine Personalvertretung. In der Vergangenheit sind Versuche, einen Betriebsrat zu wählen, aus nicht nachvollziehbaren Gründen gescheitert.

 

Eine solche Schlechterstellung der Sprachförderlehrkräfte ist nicht weiter hinnehmbar. Vor allem, da außgerechnet die Sprachlehrkräfte gleichzeitig als Lückenfüller genutzt werden: Von anwesenden Betroffenen wurde berichtet, dass sie teilweise auch fachfremd (z.B. im Kunstunterricht) eingesetzt werden, Klassenleiterfunktionen übernehmen sowie Vertretungsstunden für ausgefallene Lehrkräfte halten sollen, also die gleichen Aufgaben wie ihre Kolleg*innen aus den Sachfächern wahrnehmen müssen.

 

In Kürze wird die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gemeinsam mit Vertreter*innen der Regionalgruppe Saar (Bündnis DaF/DaZ-Lehrkräfte) und betroffenen Lehrkräften das Gespräch mit dem saarländischen Ministerium für Bildung und Kultur suchen. Sprachförderlehrkräfte dürfen nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden.

(sst)

 

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Im Februar 2018 hatte sich "Bündnis DaF/DaZ-Lehrkräfte - Regionalgruppe Saar" gegründet. Sie arbeitet eng mit der GEW Saarland zusammen.

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