Wo wäre die VHS ohne die (prekäre) Arbeit ihrer Lehrkräfte?

Die Zeit widmete sich vor einigen Tagen in ihrem Beitrag "Ich unterrichte für weniger als sieben Euro die Stunde" der prekären Lage vieler VHS-Dozent*innen.

Der Artikel befasst sich nicht nur mit den DaFZ-Lehrkräften. So kommt eine Kollegin aus Bremen zu Wort, die Kurse für Sport und Bewegung leitet:  "Ich unterrichte für weniger als sieben Euro die Stunde. Da bekommt man es schon mit Existenzängsten zu tun." Auch das versprochene Urlaubsentgelt bekomme sie nicht. "Honorarkräfte haben einfach keine Rechte. Doch wo wäre die Volkshochschule ohne uns?"

Eine DaFZ-lerin aus Berlin, Beate Strenge, weist darauf hin, dass sie mit ihrer Arbeit das ermögliche, was die Politik fordert - die Integration. Doch richtig honoriert werde sie nicht – zumindest nicht finanziell.

Ansgar Klinger (bei der GEW für Weiter- und Erwachsenenbildung zuständig) wird mit folgenden Worten zitiert "Das Honorar ist viel zu niedrig, die Arbeitgeberrisiken werden auf die Dozenten abgewälzt." Seine Gewerkschaft fordere deshalb feste Stellen für Dozierende, die dauerhaft unterrichten. "Für alle anderen braucht es einen Tarifvertrag mit angemessenen Bedingungen wie Urlaubsgeld und Ausgleich für die soziale Absicherung der Dozenten."

Ein Kollege aus Leipzig, der DaFZ und Englisch unterrichtet, ärgert sich darüber, dass die meisten VHS-en die Rechte ihrer arbeitnehmerähnlichen Dozent*innen ignorieren. Für eine Unterrichtseinheit bekomme er in Deutsch 33 Euro, in Englisch manchmal nur 22 Euro. "Hinzu kommt, dass ich auch ausschließlich nur die gehaltene Stunde bezahlt bekomme." Sei er krank oder werde ihm ein Kurs aufgrund einer zu geringen Anmeldezahl abgesagt, gehe er leer aus. Zuschüsse zu den Sozialversicherungen gebe es in Leipzig genauso wenig wie Festanstellungen. "Dabei bin ich nur auf dem Papier selbstständig." Sein Fazit: "Die Bezahlung ist gemessen an dem, was wir leisten, absolut lächerlich."

Sascha Rex vom Dachverband der deutschen Volkshochschulen (DVV) ist sich der Problematik bewusst: "Wir wünschen uns faire Honorare in der Weiterbildung. Leider liegt das nicht in unserer Macht." Aber: "Jede Kommune kann ihre Entscheidungen selbst treffen, also auch darüber, wie viel sie den Kursleitern auszahlen kann."

Dass es sich loht, sich zu organisieren und Druck auszuüben, zeigt das Beispiel der Berliner VHS-Dozent*innen. Beate Strenge ist mit ihren Kolleg*innen seit vielen Jahren sehr aktiv: Demos, Postkarten, Petition, Gespräche. Die Zeit nennt die Erfolge: "Seit 2014 werden Volkshochschuldozenten in Berlin ab dem vierten Krankheitstag 80 Prozent der entfallenen Honorare bezahlt. Seit August 2019 erhalten in Berlin nun alle Dozenten für insgesamt 90 Minuten Unterricht und Vorbereitung eine Vergütung von 35 Euro. Dazu gibt es jetzt auch Zuschläge der Stadt, Dozenten kommen so auf 44 Euro für die Unterrichtseinheit."

(as)