Wenn der Träger pleitegeht

Die Wochenzeitung "Kontext" befasst sich in ihrem Artikel "Mercedes unter den Deutschkursen stottert" mit der Insolvenz der Ifa-Akademie in Stuttgart. Der Träger entstand vor zweieinhalb Jahren, als das Institut für Auslandsbeziehungen  seine Deutschkurse  ausgelagert hat, und beschäftigte bis vor Kurzem noch ca. 40 Honorarlehrkräfte. "Nach der Insolvenz erhielten die Lehrkräfte sechs Wochen lang kein Honorar, dann schließlich 20 Prozent der ausstehenden Beträge als Abfindung." berichtet der Kontext. Was erwartet die Dozent*innen?  Der Insolvenzverwalter verhandelt mit einem Interessenten, der den Geschäftsbetrieb übernehmen möchte.

Das Bündnis DaF/DaZ-Lehrkräfte rät allen Kolleg*innen im Falle einer Trägerinsolvenz generell dazu, sich sofort beim Arbeitsamt zu melden. Unter Umständen bekommt man seinen Verdienst erstattet.

Im Artikel wird auch auf die prekäre Lage der Lehrkräfte eingegangen. Jahrzehntelang habe die öffentliche Hand auf die Kosten der Dozent*innen gespart. "35 Euro pro Stunde: Das mag auf den ersten Blick gut klingen. Doch zum Unterricht gehört auch die Vorbereitung – in der Regel mindestens nochmal eine Stunde, die nicht bezahlt wird. Freiberufler müssen Renten- und Krankenversicherung selbst abführen und von ihrem Honorar auch noch Steuern abziehen. Viel bleibt da nicht übrig."

Der Kontext erinnert auch an Probleme der Lehrkräfte bei anderen Trägern, z.B. 2010 beim Internationalen Bund für Sozialarbeit (IB). "Die Dozenten durften nur noch 15 Unterrichtsstunden pro Woche arbeiten und mussten nachweisen, dass sie ihre Rentenversicherung selbst tragen, weil die Rentenversicherungsanstalt dem IB eine Nachzahlung auferlegte."

(as)

Ein anderes Beispiel ist das Goethe-Institut. Nachdem die Deutsche Rentenversicherung vor zwei Jahren dort Scheinselbstständigkkeit  festgestellt hatte, stellte das Goethe-Institut zunächst einfach keine Honorarverträge mehr aus.  "Von 400 Lehrkräften wurden zunächst nur zwanzig übernommen, und das auch nur  befristet. Noch im Frühjahr 2017 wurden dann allerdings etwa 70 Lehrer befristet eingestellt: überwiegend ehemalige Honorarlehrkräfte mit einem Beschäftigungsumfang von jeweils 75 Prozent, wie Oliver Brüchert von der GEW mitteilt. Die Mehrzahl dieser Verträge sei anschließend entfristet worden." Laut der GEW, die damals mehr als ein Jahr lang hart mit dem Goethe-Institut verhandelt hat, arbeiten ca. 190 Vertragslehrkräfte an den Goethe-Instituten im Inland, was ungefähr 150 Vollzeitstellen entspreche. Zu den Honorarkräften könne die GEW keine Angaben machen. Laut Goethe-Institut liege ihr Anteil bei 40 % der geleisteten Stunden, vor 2017 seien  es 70 % gewesen. Für sie seien die Bedingungen schlechter geworden: "Keine Prüfungen; kein Zutritt zum Lehrerzimmer; keine Nutzung von Material und Kopierer etc. des Auftraggebers; nach 7 Monaten Einsatz 3 Monate Pause."