Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) leugnet die Notwendigkeit der Verbesserung prekärer Arbeit in der Weiterbildung. Auf der Wahlkampfveranstaltung „Peter Tschentscher Live in Hamburg-Mitte“ am Donnerstag, den 16. Januar, wurde der Bürgermeister von einer Sprecherin des „Bündnisses DaF/DaZ-Lehrkräfte“ gefragt, warum seine Regierung nichts gegen die prekären Arbeitsbedingungen von Lehrkräften unternimmt, die hauptberuflich Deutsch als Zweitsprache in Integrations- und Berufssprachkursen unterrichten und damit einen entscheidenden Beitrag zur Integration von Migrant*innen leisten, obwohl er über die prekären Arbeitsbedingungen schon vor einem Jahr im Rahmen der Veranstaltung „Tschentscher im Gespräch“ informiert worden sei.
Tschentscher entgegnete, dass er die Informationen an die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration BASFI weitergeleitet habe. Die Antwort des Referenten habe ergeben, dass eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen nicht notwendig sei und in anderen Bundesländern würden die Arbeitsbedingungen der DaZ-Lehrkräfte ja auch nicht verbessert.
(clm)
Im Anschluss an den offiziellen Teil der Veranstaltung hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, dem Bürgermeister noch einmal ihr Anliegen vorzubringen. Die Sprecherin des Bündnisses fragte den Bürgermeister noch einmal, ob Verträge, überwiegend zum Mindestlohn Weiterbildung, mit 40 bis 50 Unterrichtseinheiten (UE) die Woche (Lehrer im Schuldienst haben ca. 25 UE), die mit Vor- und Nachbereitung 60 Stunden Wochenarbeitszeit bedeuten, nicht prekär seien und aus Sicht der SPD verbessert werden müssten. Weiter fragte sie, ob Honorare von 35 Euro (unter Mindestlohn Weiterbildung) pro UE, wenn 100% der Sozialabgaben selbst gezahlt werden müssen, es keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und keinerlei Einkünfte bei fehlendem Anschlusskurs gebe, nicht prekär seien und ebenfalls verbessert werden müssten. Die Antwort des Hamburger Bürgermeisters war: NEIN! Senatorin Leonhard sei eine hervorragende Senatorin und wenn ihr Referent keine Verbesserung der Arbeitsbedingungen empfehle, sei das auch nicht nötig. Der Bürgermeister wiederholte auch noch einmal, dass andere Bundesländer die Arbeitsbedingungen der DaZ-Lehrkräfte auch nicht verbessern und deshalb bräuchte Hamburg hier auch nicht die Initiative zu übernehmen.
Der Referent aus dem BASFI hatte in seinem Antwortschreiben vom 29.01.19 an das Bündnis DaF/DaZ-Lehrkräfte sogar von Vorteilen des bestehenden Systems geschrieben:
„Der entscheidende Vorteil dieses Systems ist seine Flexibilität. Relativ schnell konnte das System der vielen Kursträger auf den sich verändernden Bedarf reagieren und in kurzer Zeit einen erheblichen Kapazitätsausbau realisieren. Wie sich der Bedarf weiter entwickelt ist kaum vorhersehbar, insofern ist ein flexibles System ein großer Vorteil.“ Hier stellt sich jedoch die Frage: Ein Vorteil für wen? Bestimmt nicht für die prekär in diesem System beschäftigten Lehrkräfte.
Weiter schreibt der Referent, dass in den Alphabetisierungskursen das Honorar auf 40 Euro angehoben worden sei. Bei den in diesen Kursen tätigen festangestellten Lehrkräften kommt aber diese Honorarerhöhung in Alpha-Kursen leider nicht an, denn sie ist ja nur für Honorarkräfte vorgesehen.
Der Referent behauptet auch, dass sich der Arbeitsmarkt für DaZ-Lehrkräfte positiv entwickelt habe, „so dass ein großer Teil der zertifizierten Lehrkräfte z.B. in den Schuldienst gewechselt ist...“. Leider ist es jedoch so, dass in Hamburg offiziell der Quereinstieg in den Schuldienst nur für wenige Fächer möglich ist, DaZ gehört nicht dazu. Wenn DaZ-Lehrkräfte in den Schuldienst gewechselt haben, dann wohl wieder prekär mit Lehrauftrag.