Was tun, wenn das Honorar wochenlang ausfällt

Die meisten von uns werden jetzt 4-5 Wochen keinen Verdienst haben. Bis bzw. falls Nothilfen der Regierung kommen, kann es lange dauern. Trotzdem ist es wichtig, sich ständig über Hilfsprogramme der Länder und des Bundes zu informieren. Zurzeit macht wohl Bayern die beste Arbeit. Sein "Soforthilfe Corona" richtet sich auch an Freiberufler, "die durch die Corona-Krise in eine existenzbedrohliche wirtschaftliche Schieflage und in Liquiditätsengpässe geraten sind."

Auch die Bundesregierung hat schnelle Hilfen zugesagt, schon erste Hilfspakete gestartet und arbeitet an weiteren. Laut Sozial- und Arbeitsminister Hubertus Heil wird es für Solo-Selbstständige "auch einen Nothilfefonds geben, durch den existenziell Gefährdete wie Kleinstselbständige ein soziales Sicherungsnetz erhalten sollen." Aktuelle Infos befinden sich auf der Webseite des BMAS.

 

Unabhängig von staatlichen Hilfsprogrammen kann man aber auch selbst schnell einiges unternehmen:

1. Es wäre gut, das Finanzamt zu kontaktieren und zu versuchen, die Vorauszahlungen auf 0 € setzen zu lassen.

2. Man kann versuchen, die Beiträge für RV und vor allem für die KV neu berechnen zu lassen, damit sie niedriger sind. Normalerweise geht das erst nach einigen Monaten mit viel niedrigerem Verdienst, aber jetzt ist Ausnahmesituation. Je mehr von uns es versuchen, desto schnell sieht die Politik ein, dass Regeln anders ausgelegt werden müssen.

3. Man kann sich arbeitslos melden. Auf ALG I dürften nicht viele von uns Anspruch haben, aber beim ALG II (Hartz 4) sieht es wohl anders aus. Normalerweise muss man aber bis auf ein kleines Schonvermögen fast alles aufbrauchen, was man hat, bis man vom Staat unterstützt wird. Hartz IV bzw. Grundsicherung kann man auch ergänzend beantragen, also aufstocken. Laut Bundesregierung soll das Verfahren jetzt schnell und unbürokratisch sein.

4. Es ist auch möglich, Wohngeld zu beantragen, auch für Eigentumswohnungen. Anders als beim Hartz IV wird das Wohngeld auch bei vorhandenem Vermögen in den meisten Fällen gewährt , weil die Freigrenzen sehr hoch angesetzt sind.

5. Man kann seinen Träger um einen Vorschuss auf künftige Honorare bitten. Es gibt schon welche, die es von sich aus angeboten haben. Wenn man aber einen Vorschuss annimmt, wird es wahrscheinlich schwierig, ALG II oder Soforthilfe zu erhalten.

6. Es wird wohl sehr schwierig sein, schnell einen anderen Job zu finden. Aber es wäre zweifellos gut, auch für die Zeit nach Corona, sich mit dem Thema Online-Unterricht auseinanderzusetzen. Wenn die Krise länger dauert, werden wir wohl alle online unterrichten müssen. Zurzeit ist der Online-Unterricht im den BAMF-Kursen nicht erlaubt, aber das BAMF denkt über Alternativen nach.

 

Das wären alles Schritte, die auf der persönlichen Ebene unternommen werden können. Nicht weniger wichtig ist aber die politische Ebene. Da gibt es auch vieles. womit wir Druck machen können:

1. Man sollte an die Rechtsstelle seiner Gewerkschaft oder an seine Rechtsschutzversicherung schreiben und fragen, welche Rechte man hat. Sind unsere laufenden Verträge jetzt automatisch ungültig? Auf welche Gesetze muss ich mich berufen, um entschädigt zu werden? Da meistens der Wortlaut des Vertrags entscheidend ist, sollte ma sich auch persönlich um seinen Fall kümmern. Erste Info lassen sich in dem Infoblatt der GEW Bayern finden: Honorardozent*innen und Lehrbeauftragte: Einkommensausfall wegen „Corona“

2. Es wäre wichtig, die Behörden (Stadtverwaltung, Gesundheitsamt) anzuschreiben und nach Entschädigung zu fragen. Die ersten Behörden haben zwar schon Anträge auf Entschädigung nach § 56 IfSG abgelehnt, aber die Situation ändert sich ständig. Was gestern abgelehnt wurde, kann morgen gebilligt werden. Wenn wir still sitzen, werden wir wie schon oft einfach ignoriert. Wenn man schreibt, dann wäre es wichtig, dies gemeinsam mit anderen Kolleg*innen zu tun, auch um die Behörden zu schonen. 

3. Es wäre gut, einen kleinen Bericht über seine persönliche Situation und darüber, welche finanziellen Folgen die Corona-Krise hat, zu verfassen und ihn an den Träger, die Gewerkschaften, die lokale Politik, das BMAS und die Medien zu schicken. Die Zeit hat die Selbstständigen sogar in ihrem Artikel "Bedroht Corona Ihre Existenz?" dazu aufgerufen.  Auch ver.di bittet um Fallbeispiele. Man möchte an selbststaendige@verdi.de schreiben. Die Hamburger Kolleg*innen können ihre Berichte an die Hamburger GEW-Fachgruppe Erwachsenenbildung (detlef.zunker@gmx.de) senden.
4. Wer möchte, kann auch Politiker*innen persönlich anschreiben, auch die Bundeskanzlerin. Unten befindet sich als Beispiel bzw. Formulierungshilfe ein Brief, den heute zwei Kolleginnen aus Bayern an viele Politiker*innen verschickt haben. Je mehr Kolleg*innen solch einen Brief mit unterzeichnen, desto besser. 

5. Wer es noch nicht getan hat, sollte bitte die Petitionen  Hilfen für Freiberufler und Künstler während des "#Corona-Shutdowns"  und  Rettungsschirm für Honorarkräfte in Deutschkursen unterzeichnen und für sie werben.

6. Wer etwas Neues weiß (oder eine Idee hat), die/der möge das Bündnis informieren, damit es dann auf unserer Webseite für alle erscheint.

7. Generell wäre es hilfreich, auch für dei Zeit nach Corona, darüber nachzudenken, ob es nicht sinnvoll wäre, endlich einer Gewerkschaft, unserem Bündnis oder einer anderen Organisation beizutreten. Nur gemeinsam sind wir stark und können was erreichen. Unsere Einzelkämpfermentalität, Selbstisolierung und Passivität haben uns als Branchs bis jetzt nichts gebracht und nur den Trägern sowie der Politik genützt.

(as)

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Brief an Politiker, Beispiel.docx
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