Interview mit einer der Sprecherinnen des Bündnisses DaF/DaZ-Lehrkräfte

Die am 10.3.2020 erschienene Ausgabe des WILA Arbeitsmarkt befasst sich unter anderem mit dem Berufsfeld der DaF/DaZ-Lehrkräfte. Unter der Überschrift "DaF/ DaZ-Lehrende sind prekär beschäftigt" ist ein zweiseitiges Interview mit Dr. Claudia Liehr-Molwitz aus dem Sprecherteam des Bündnis DaF/DaZ-Lehrkräfte zu lesen. Das Interview wurde bereits vor einigen Monaten geführt, deshalb wird dort die Corona-Krise nicht thematisiert. 

In der ersten Hälfte des Interviews berichtet Claudia Liehr-Molwitz zunächst über das Bündnis, das 2016 als Interessenvertretung für hauptberuflich tätige DaF/ DaZ-Lehrkräfte gegründet wurde, um sich für die Verbesserung von deren Arbeitsbedingungen einzusetzen, und das mittlerweile bundesweit über vierzig regionale Gruppen hat.

Dann kommen ausführlich die aktuellen Arbeitsbedingungen von selbstständigen und angestellten DaF/DaZ-Lehrkräften zur Sprache, die für beide Gruppen gleichermaßen schlecht sind: Bei 25 Unterrichtseinheiten pro Woche - mit Vor- und Nachbereitung entspricht dies circa 39 Zeitstunden - verdient man brutto circa 3.000 Euro. "Davon zahlen die Selbstständigen 100 Prozent der Renten-, Kranken- und Pflegekassenbeiträge, im Krankheitsfall gibt es keine Lohnfortzahlung. Und wenn ein Träger keine Anschlusskurse für die Lehrkräfte hat, haben sie auch keine Einnahmen. Somit tragen die Honorarkräfte das volle Betriebsrisiko der Träger. Netto bleiben ungefähr 1.500 Euro übrig, Krankheit und Pausen zwischen den Kursen nicht einberechnet. (…) Bei den Angestellten überwiegen 

(ar)

die befristeten Verträge. Einjahresverträge und sogar Halbjahresverträge werden abgeschlossen. lm Vertrag werden 40 bis 50 Unterrichtseinheiten für eine Vollzeitstelle vereinbart. Das muss man sich mal vorstellen! Lehrkräfte im öffentlichen Schuldienst arbeiten circa 25 Unterrichtseinheiten pro Woche. (…) Für die Träger sind befristete Beschäftigungsverhältnisse lukrativ, da selbst nach Abzug von Sozialleistungen Angestellte günstiger für sie sind als freie Mitarbeiter."

Im zweiten Teil des Interviews geht es um die vielfältigen Aktivitäten und Erfolge des Bündnisses. "Wir sind auch davon überzeugt, dass wir 2016 mit unseren Demos, offenen Briefen und Medienberichten über uns einen großen Beitrag dazu geleistet haben, dass die Regierung das Mindesthonorar in den BAMF-Kursen von 23 Euro auf 35 Euro erhöht hat." Vor einigen Monaten hat das Bündnis an den Haushaltsauschuss des Bundestages eine Darstellung der tatsächlichen Einkommensverhältnisse von DaF/DaZ-Lehrkräften übermittelt, die die bisherigen unrealistischen Zahlen der Bundesregierung korrigiert hat. Bei der Berechnung der Bundesregierung waren keine

Urlaubs- und Krankheitszeiten berücksichtigt worden, nicht einmal die gesetzlichen Feiertage. Dank des Bündnisses sitzt jetzt in der Bewertungskommission des BAMF für die Integrationskurse immerhin eine Person, die als DaF/ DaZ-Lehrkraft aus der Praxis kommt.

Seit 2016 konnten auch viele Kontakte zu Politikern auf allen Ebenen geknüpft werden, so dass die Situation der freiberuflichen DaF/DaZ-Lehrkräfte mittlerweile sicher im Bewusstsein einer größeren Gruppe von politischen Entscheidungsträgern ist. Denn – wie Claudia Liehr-Molwitz feststellt – "Die Politik muss Maßnahmen ergreifen, um die Lage in der Weiterbildung zu verbessern."

Auf die Frage, ob sie zufrieden sei mit dem, was bisher erreicht wurde, antwortet sie denn auch: Einerseits ja; es sei schon Einiges erreicht worden. Aber dass im Jahr 2020 für eine so anspruchsvolle Tätigkeit mit hohen Anforderungen an die Qualifikation der Unterrichtenden und in einem Berufsfeld, das für die Gesellschaft so wichtig ist, immer noch prekäre Beschäftigungsverhältnisse herrschten, das sei unverständlich und eigentlich skandalös.