Am vorletzten Mittwoch (3.6.2020) haben DaF/DaZ-DozentInnen in Mainz vor dem Theater mit einer Papiertüten-Aktion auf ihre Situation aufmerksam gemacht, genauer gesagt auf die generellen schlechten Arbeitsbedingungen als freie Honorarkräfte und auf die Zuspitzung ihrer Lage, seitdem - bedingt durch die Corona-Pandemie - keine Kurse mehr stattfinden können.
Angeregt durch die Aktion der Initiative „Lehrkräfte gegen Prekarität“ aus Leipzig im April, fanden sich einige KollegInnen der VHS Mainz zusammen, die teilweise auch der Mainzer Gruppe des Bündnisses DaF/DaZ-Lehrkräfte angehören, um eine ähnliche Aktion zu organisieren. Wie bei den KollegInnen aus Leipzig wurden jede Menge Papiertüten beschriftet oder mit Sprüchen beklebt wie etwa „Fair statt prekär“, „Das Leben wäre schöner, wärn wir nicht Tagelöhner“, „Rettungsnetze große Maschen, falln wir durch, nix inden Taschen“, „Bildungsvermittlung prekär, das geht gar nicht mehr“. Die Tüten wurden dann großflächig auf dem Theaterplatz aufgestellt. Zur einstündigen Aktion erschien dann ca. die Hälfte der Mainzer DaF/ DaZ-DozentInnen, viele ganz in Schwarz oder mit schwarzem Oberteil und einem aufgeklebten 'Namensschild', auf dem „Stundenlöhnerin“ bzw. „Stundenlöhner“ stand.
Nach den Auflagen des Ordnungsamtes war die Zahl der TeilnehmerInnen auf 30 begrenzt. Auf einigen großen Plakaten wurden zusätzlich Informationen zu uns, unserer Arbeit, unserer finanziellen Situation und unseren Forderungen präsentiert. Mitten in der Woche und zu Corona-Zeiten war der Publikumsverkehr überschaubar, doch die Aktion stieß beiden Vorbeigehenden meist auf Neugier und Interesse.
Außerdem hatten wir Besuch von der Mainzer Zeitung, die dann über uns einen kurzen Bericht veröffentlichte, und dem Fernsehen. Schon am Abend gab es einen kurzen Beitrag über uns im SWR (bei Minute 14:35). Und einen Tag vorher hatte einer unserer Kollegen ein Interview beim Radiosender SWR4 gegeben. In der Radiosendung kam auch Christian Rausch, der Direktor der VHS Mainz zu Wort. Er wünsche sich eine bessere Förderung der Integrationskurse durch das BAMF, damit den Lehrkräften bessere Honorare bezahlt werden könnten. "Unser Ziel muss eigentlich sein, (…) dass die Lehrer so bezahlt werden wie an staatlichen Schulen. (…) Sie leisten das Gleiche, aber bekommen weniger Geld".
Alles in allem also eine gelungene Aktion, mit der wir alle zufrieden waren. Die Tüten und Plakate haben wir sorgfältig verstaut und stellen sie gerne anderen KollegInnen für weitere Aktionen zur Verfügung, getreu dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“.
(ar)