Stellungnahme zu den neuen Rahmenbedingungen für BAMF-Kurse

Bereits am 3. Juli hat das Sprecherteam des Bündnisses DaF/DaZ-Lehrkräfte in einem Schreiben ans BAMF (und BMI sowie BMAS) Stellung zu den neuen Rahmenbedingungen des BAMF für die Integrations- und Berufssprachkurse genommen. Die Stellungnahme wurde einige Tage später an Integrationspolitiker*innen der CDU, FDP, Grünen und SPD, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, den DVV, den FaDaF, die GEW und die meisten Mitglieder der Bewertungskommission des BAMF geschickt.

In der Stellungnahme steht u.a. folgendes geschrieben:

"mit großer Hoffnung haben die Lehrkräfte die neuen Rahmenbedingungen für Integrations- und Berufssprachkurse erwartet. Leider müssen wir feststellen, dass sie enttäuschend sind. (...)

Es ist auch aus unserer Sicht richtig, die Unterrichtsmodelle zu flexibilisieren. Leider hat das BAMF bzw. die Bundesregierung nicht für eine ausreichende Finanzierung einiger Modelle gesorgt.

Wir stimmen dem BAMF zu, dass das erste Modell (Präsenzunterricht in ausreichend großen Räumlichkeiten, Version Integrationskurse) die qualitativ beste Option ist. Wir verstehen aber nicht, warum das BAMF es den Trägern und Lehrkräften praktisch unmöglich macht, sich für diese Option zu entscheiden. Die Pandemie-Zulage in Höhe von 1500 € reicht nicht einmal aus, um bei einer Kursteilung eine zweite Lehrkraft für die im zweiten Raum zu unterrichtende Gruppe zu finanzieren. Allein für das Honorar wären mindestens 3500 € notwendig. Die Zulage ist auch zu niedrig, um einen neuen Kurs mit z.B. 10 TN zu finanzieren. Die meisten Räume bieten nicht mehr Menschen Platz, wenn der Abstand eingehalten werden muss. Da hätte, wie in den Alpha-Kursen auch, in allen anderen BAMF-Kursen die Mindestteilnehmendenzahl für die Garantievergütung auf 9-10 Personen gesenkt werden müssen.

Für eine Zumutung halten wir das fünfte Modell: Präsenzunterricht mit einer Lehrkraft in zwei Kursräumen. Da wird von der Lehrkraft erwartet, dass sie zwei Gruppen in zwei Räumen betreut und sehr zeitaufwendige qualitative Mindeststandards einhält, ohne dass man ihr eine Zusatzvergütung in Aussicht stellt. Das Bündnis empfiehlt den Kolleg*innen, sich nicht auf dieses Modell einzulassen oder, sollten sie sich dazu gezwungen fühlen, ein erheblich höheres Honorar zu verlangen.

(as)

 

Besonders kritisch sehen wir den Vorschlag des BAMF zu den der Lehrkraft assistierenden Personen.  Die Existenz einer Assistenz lässt sich nach unserer Auffassung nicht mit dem freiberuflichen Status der meisten Lehrkräfte vereinbaren. In fast allen Verträgen steht geschrieben, dass für die Durchführung des Unterrichts die Lehrkraft verantwortlich ist. Für völlig inakzeptabel halten wir die Idee, ausgewählte Kursteilnehmende assistieren zu lassen. Abgesehen von der fehlenden fachlichen Kompetenz, was übrigens auch für eventuelle Assistent*innen aus der Verwaltung gilt, wird schon aus ethischen Gründen keine Lehrkraft eine/n der Teilnehmenden als Assistent/in "missbrauchen". Unsere Teilnehmenden haben die Aufgabe zu lernen und den Anspruch auf qualifizierten Unterricht.  

Bereits am 19. Mai  haben wir Sie und die Zuständigen im  BMI  und   BMAS  vor  den negativen Folgen des Unterrichtsmodells, bei dem eine Lehrkraft in  zwei Räumen  unterrichtet, gewarnt: "Das wäre in methodisch-didaktischer Hinsicht sehr schwer, würde für die Lehrkraft mehr Arbeit bedeuten, die vergütet werden muss, und würde sich höchstwahrscheinlich auf den Lernerfolg besonders in Integrationskursen mit lernungewohnten Teilnehmern negativ auswirken." Das BAMF antwortete uns damals: "Sofern Kursgruppen auf Teilgruppen aufgeteilt werden, muss z.B. jede Teilgruppe durch eine eigene Lehrkraft unterrichtet werden; ein „geteilter“ Unterricht mit einer Gruppe in Stillarbeit ist nicht vorgesehen."  Mit dem 5. Modell führen Sie jetzt genau das ein, was noch im Mai auch für Sie undenkbar war.

Wie schon die nicht für alle Lehrkräfte positiv verlaufene finanzielle Unterstützung, sei es aus dem Topf des staatlichen Rettungsschirmes, des SodEGs oder der Grundsicherung, zeigen nun auch die von Ihnen erarbeiteten 5 Modelle zur Wiederaufnahme des Unterrichts im Integrationsbereich, wie wenig Rücksicht dabei auf die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte, die Lernbedingungen der Teilnehmenden und den Lernerfolg genommen wird.

Wir sind der Ansicht, dass das BAMF (bzw. die beiden zuständigen Ministerien) mit den neuen Rahmenbedingungen die für unser Land so wichtige Integration im Stich lässt. Das gilt auch für die von der Coronakrise hart betroffenen Lehrkräfte, von denen viel mehr Arbeit für das gleiche Geld erwartet wird.

Deswegen fordern wir Sie, das BAMF und die beiden zuständigen Ministerien, auf, für eine bessere Finanzierung der Kurse zu sorgen, damit optimale Unterrichtsmodelle ermöglicht werden können, damit den Lehrkräften die ganze tatsächliche Arbeit vergütet wird und damit sie endlich unter fairen Arbeits- und Einkommensverhältnissen arbeiten können. Gerade jetzt und angesichts einer eventuellen zweiten Welle der Pandemie ist dies von enormer Bedeutung. Mit müden, kranken und armen Rudernden werden die Bundeskurse nicht an Fahrt aufnehmen."