Zum Frauentag

Liebe alle, die ihr sitzt und lest, stellt euch vor, vor zwei Jahren durfte ich als Erwachsenenbildnerin anlässlich des Frauentags schon mal mit meinen Worten zu euch sprechen. Und?

 

Nichts hat sich geändert seit dem letzten Redebeitrag 2019: Bildung ist noch immer eine Ware, die unter Wert gekauft und verkauft wird.

 

Dazu gibt es Kaufverträge: Die Lehrkraft bietet die Arbeitskraft an und der Vertragspartner kauft diese, so billig wie möglich, ein. Gleichzeitig steht er staatlich unter Vertrag und bekommt für die weitere Bildungsvermittlung Geld. Die Bildungsvermittlerin Lehrkraft bildet Anfang und Ende der Kette und macht dabei keinen Gewinn. Angebot und Billigvergütung regeln den Markt: Wer nicht mitmacht, erhält keinen Auftrag mehr! Und wer mitmacht, steuert zielsicher und schnurstracks in die Altersarmut. Rücklagen lassen sich nun mal nicht bilden. Wovon?

 

Die Arbeitskraft der Lehrkräfte wird verwertet: zu einem Honorar , das noch immer unter dem vergleichbaren Mindestlohn in der Weiterbildung liegt. Verwertung passiert über Veräußerung. Die Lehrkraft gibt ihre Kenntnis als Bildungsvermittlerin in fremden Besitz. Eigentum an Wissen wird - per Vertrag – übertragen: auf Bildungsempfangende. Dies geschieht in staatlichem Auftrag. Verwertung zum Niedrigpreis.

 

Verwertung passiert über Ent-Wertung. Bildungsvermittlung wird allgemein gering geschätzt. Dass mehrheitlich Frauen die Weiter-Bildung leisten und mitteln, wird gesamtgesellschaftlich verschwiegen. Frauen sind so schön multi-tasking, bewältigen all die vielen Anforderungen, die Bildungsvermittlung mit sich bringt und vergessen auch mal, das Maul aufzumachen und Zähne zu zeigen: Lockdown für die strukturelle Diskriminierung von Frauenerwerbsarbeit!

 

Wir wollen keine Verwertung.

Wir wollen nicht länger ausgebeutet, mit unserer Bildungsarbeit verwendet und veräußert werden.

Wir wollen keine Entwertung unser selbst.

 

Was wir wollen, ist die Auf-Wertung unserer Erwerbsarbeit!

Was wir wollen, ist Wert-Schätzung und: Hoch-Schätzung !

 

Fair, fair und sicher nicht prekär!

 

zum 08.März 2021, Clarissa Haziri-Hagner