ZQ BSK: ein Erfahrungsbericht

Liebe Kolleg*innen, wir, das Bündnis, bitten Euch um Erfahrungsberichte über Eure BSK-Zusatzqualifizierungen. Schickt uns bitte den Text in anonymisierter Form zu, und schreibt bitte gleich, ob Ihr mit einer Veröffentlichung einverstanden seid. 

Heute veröffentlichen wir unten einen ersten Bericht, den uns eine Lehrkraft vor einigen Tagen zusandte.

 

"Ich gehöre zu den Glücklichen, die es schon hinter sich haben: die Zusatzqualifikation für Berufssprachkurse. Viele Kolleg*innen fragen mich, wie es denn so war. Interessant? Zeitaufwendig? Bereichernd? Ich möchte deshalb gern über meine Erfahrungen berichten.

 

Schon allein die Tatsache, dass man als erfahrene Kursleitung neuerdings eine ZQ absolvieren muss, wenn man auch auch in Zukunft weiter in Berufssprachkursen unterrichten möchte, ist nicht gerade motivierend. Dass die ZQ dann an mehreren Wochenenden stattfindet und zwar auch sonntags (siebeneinhalb Stunden), macht es nicht besser. Dazu kommt das Portfolio, also die schriftliche Bearbeitung verschiedener Aufgaben. Und zu guter Letzt durfte ich die ZQ auch noch zu einem Zeitpunkt absolvieren, an dem ich (wie viele andere auch) pandemiebedingt genug Stress mit der Vorbereitung und Durchführung des für mich neuen Onlineunterrichts hatte. Aber nun gut. Man kann ja immer etwas dazulernen. Oder etwa doch nicht?

 

Leider muss ich sagen, ich habe gelernt, wie man nicht unterrichten sollte. Zur Vor- und Nachbearbeitung der Wochenenden wurden wir mit so einer großen Menge an Material „versorgt“, dass es schwerfiel, den Überblick zu behalten. Oft war meiner Meinung nach einfach nicht erkennbar, worauf das alles hinauslaufen sollte oder was das Lernziel war. Manchmal wurde etwas davon an den Wochenenden aufgegriffen, manchmal spielte es einfach keine Rolle mehr. Die Dozent*innen wirkten oft unstrukturiert und nicht gut vorbereitet. Mehr als einmal haben sie selbst ihren Unmut über die ZQ geäußert, was auch nicht gerade zur Motivation beigetragen hat. In der Regel wurde sehr wenig Neues wirklich erklärt. Stattdessen gab es meistens Gruppenarbeit, in der oft Unklarheit über den Arbeitsauftrag und die Korrektheit der Lösungen herrschte.

 

Generell waren leider viele Arbeitsaufträge (auch für das Portfolio) nicht klar genug formuliert, es gab oft widersprüchliche Anweisungen. Das führte dazu, dass einige Teilnehmer*innen der ZQ viel Zeit und Mühe in die Bearbeitung von Aufgaben investiert haben, nur damit zwei Wochen später diese Aufgaben durch andere ersetzt wurden.

Ein großes Problem war meiner Meinung nach auch, dass die Aufgaben für das Portfolio nicht an aktuelle pandemiebedingte Auflagen angepasst wurden. Eine Person finden, mit der man ein  Interview über einen bestimmten Beruf führen kann? Eine Person einen ganzen Tag bei der Arbeit begleiten? Bei Kolleg*innen hospitieren? Alles nicht so einfach, wenn man Kontakte beschränken soll und kein Präsenzunterricht stattfindet.

 

 

Meinen Kolleg*innen und mir wurde erklärt, dass diese ZQ laut BAMF nötig sei, weil die Ergebnisse in den Berufssprachkursen nicht zufriedenstellend seien. Und woran könnte das nur liegen, wenn nicht an den unzureichend qualifizierten Kursleiter*innen? Über diese Logik könnte man sicherlich streiten, aber uns Dozent*innen fragt ja leider niemand. Ich für meinen Teil kann abschließend nur sagen, dass diese ZQ für mich eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen bedeutet hat. Vielleicht sehen das andere Teilnehmer*innen der ZQ nicht so. Ich freue mich für alle, die zufrieden sind. Ich war es leider nicht."