ZQ BSK: ein zweiter Erfahrungsbericht

Bild von Dariusz Sankowski auf Pixabay
Bild von Dariusz Sankowski auf Pixabay

Heute veröffentlichen wir unten einen zweiten Bericht zur ZQ BSK, den uns zwei Lehrkräfte zuschickten. Wir, das Bündnis, bitten Euch um Erfahrungsberichte über Eure BSK-Zusatzqualifizierungen. Schickt uns bitte den Text in anonymisierter Form zu, und schreibt bitte gleich, ob Ihr mit einer Veröffentlichung einverstanden seid.  Wir werden dann eine Auswahl ans BAMF und BMAS schicken.

 

Wir gehören auch zu den Glücklichen, die die ZQ bereits erfolgreich hinter sich gebracht haben – online und zu Zeiten, in denen so viele Coronabeschränkungen galten, dass eigentlich mehr Zeit für die ZQ blieb. Trotzdem war der Zeitaufwand immens und für die individuellen Arbeiten müssten deutlich mehr UE veranschlagt werden. Uns kam die ZQ oft eher wie ein Stresstest vor, als wie eine Qualifizierung, mit der wir auf die Umsetzung der Berufssprachkurse vorbereitet werden sollen.

 

 

Da alle Lehrkräfte gleichermaßen und in kürzester Zeit durch die Schulung geschleust werden müssen, sahen wir uns mit unseren Erfahrungen nicht wertgeschätzt (die Audio-Satire mit der Bäckeranalogie zu finden bei dafdaz-lehrkraefte.de ist hier sehr passend!). Ein ähnliches Gefühl haben vermutlich viele unserer Teilnehmer*innen, deren berufliche Erfahrungen oft auch nicht anerkannt werden. Hoffentlich war das Erzeugen dieser Abwertung nicht die Intention der ZQ. 

 

Ein weiteres zentrales Problem war das fehlende Ineinander­greifen der Aufgaben – für uns als Teilnehmer*innen war oft nicht ersichtlich, wie die Vor-, Nacharbeit, die Onlinephasen und das Portfolio zusammen­hängen. Die Formulierung der Aufgaben hat bei allen Teilnehmenden und wohl auch bei den Dozent*innen für Verwirrung gesorgt. Die Konzeption der ZQ scheint ein ganzes Studium abdecken zu wollen, was in der Kürze der Zeit nicht funktionieren kann. Dazu kamen fehlende oder sehr kurzfristig zur Verfügung gestellte Materialien. Die Zeit zum Bearbeiten, Reflektieren, Verdauen oder Ausprobieren zwischen den Modulen war zu kurz. Auch wenn innerhalb eines Jahres möglichst viele Lehrkräfte geschult werden sollen, wäre hier unbedingt eine Fristverlängerung nötig, zumal so viele andere Voraussetzungen seitens des BAMFs immer noch nicht geklärt sind (zugelassene Lehrwerke, Berufs-Prüfungen ab wann und durch wen usw.).

 

Sehr kritisch sehen wir die Umsetzung der Berufssprachkurse. Da wurde am grünen Tisch ein Konzept entwickelt, das für viele Kursteilnehmenden nicht passend ist. Die Mehrzahl der Kursteilnehmer*innen hat oft gar keine beruflichen Vorstellungen oder so viele Einschränkungen, dass eine aktive Teilnahme am Arbeitsmarkt schwierig wird (durch Gesundheit, Familiensituation, psychische Probleme usw.). Wir haben den Eindruck, dass vermehrt Teilnehmende in Sprachkursen ‚geparkt‘ werden, die eigentlich ganz andere Hilfen benötigen (z.B. Einzelberatung, Coaching, psychologische Unterstützung). Diese Faktoren sind vermutlich entscheidender für das Nichtbestehen der Prüfung und weniger die ach so schlecht qualifizierten Lehrkräfte.

 

Glück hatten wir immerhin mit unseren Dozent*innen, von deren Lehrerfahrung wir profitieren konnten und die die Aufgaben im Laufe der ZQ besser an unseren Unterrichtsalltag angepasst haben. Sehr wertvoll war der Austausch mit den Kolleg*innen, der im Berufsalltag meist zu kurz kommt. Diese positiven Erfahrungen lassen unseren Bericht nicht komplett negativ ausfallen.

 

 

Trotzdem wollen wir uns zu Wort melden, in der Hoffnung, dass die Kritik beim BAMF ankommt. Obwohl hier große Zweifel an einer Einsicht bestehen - in einem E&W Artikel der GEW (7-8 2021, S. 40/41) wird das BAMF zitiert, dass die praktische Umsetzbarkeit bei der ZQ berücksichtigt worden sei und die Frist zum Erwerb der Qualifikation zu verlängern sei auch nicht geboten.