ZQ BSK: ein dritter Erfahrungsbericht

Liebe Kolleg*innen, wir, das Bündnis, bitten Euch um Erfahrungsberichte über Eure BSK-Zusatzqualifizierungen. Schickt uns bitte den Text in anonymisierter Form zu, und schreibt bitte gleich, ob Ihr mit einer Veröffentlichung einverstanden seid. Heute veröffentlichen wir unten einen dritten Bericht.

 

"Auch ich habe die ZQ BSK schon absolviert. Die ZQ fiel in die Lockdown-Zeit am Ende des Winters Anfang 2021, daher fanden alle Seminartage komplett online statt. Es war eine wertvolle Erfahrung, eine digitale Fortbildung in der Zeit des Distanzunterrichts selbst aus TeilnehmerInnensicht zu absolvieren. So erkennt man schnell, was man selbst nicht gut macht oder besser machen könnte, was digital funktioniert oder nicht.

 

Mit meiner ZQ bin ich sehr zufrieden. Ich hatte einen Platz bei einer qualifizierten Einrichtung bekommen, die mit erfahrenen, überaus kompetenten Dozentinnen punkten konnte. Mir war klar, dass das Lern- und Lesepensum umfangreich sein würde, daher stellte es mich vor die Herausforderung, dies auch neben meinen laufenden Kursen bewältigen zu können. Aber: Es war machbar und es hat sich gelohnt! Mir war von Anfang an klar, dass ich am meisten von der ZQ profitiere, wenn ich mich beteilige und einbringe. Und das habe ich auch umgesetzt.

 

Die Klagen über das Portfolio kann ich nur bedingt nachvollziehen. In meiner ZQ wurden die etwas schwammigen Aufgabenstellungen des BAMF von der Fortbildungseinrichtung konkret formuliert und pandemiekonform angepasst, so dass sie auch unter Distanzunterrichtsbedingungen durchführbar waren. Während der Seminartage wurde auch immer wieder auf die Aufgabe für das Portfolio, die aus dem Seminartag hervorgehen sollte, Bezug genommen. Insofern war es kein Hexenwerk, am Ende das Portfolio zusammenzustellen. 

An den Modultagen wurden die Arbeitsaufträge klar kommuniziert, die Seminartage waren – obwohl zeitlich umfangreich von 8 bis 16 Uhr – übersichtlich strukturiert, das Vorgehen für die Gruppenarbeiten einleuchtend und schnell auch eingespielt. Die Gruppenarbeiten waren sehr ergebnisorientiert gestaltet und eine große Bereicherung, weil hier KollegInnen aus unterschiedlichsten Regionen Deutschland und unterschiedlichsten Bereichen des DaF/DaZ-Spektrums zusammenkamen, die sich gegenseitig an ihren Erfahrungen teilhaben ließen. Trotz der „digitalen Distanz“ entwickelte sich im Lauf der Zeit auch ein Gruppengemeinschaftsgefühl.

 

Den größten Wissenszuwachs habe ich sicher im Bereich meiner Medienkompetenz erfahren. Ich lernte aus TeilnehmerInnensicht viele interessante Werkzeuge für den digitalen Unterricht kennen, die ich zum Teil direkt in den Tagen nach den Modulen in meinem Unterricht ausprobieren und anwenden konnte – mit Spaß und Erfolg.

 

Besonders interessant war für mich die Erfahrung, dass eine Kollegin in einer Unterrichtsstunde bei mir hospitierte. Ja, das geht auch digital, sogar sicher noch einfacher als in Präsenz. Auch ich konnte problemlos in der Stunde einer anderen Kollegin hospitieren. Im Modul hatten wir noch darüber gesprochen, dass allein der Fakt, dass man etwas beobachtet oder beobachtet wird, die Gesamtsituation verändern kann. Das stellte ich nun direkt an mir fest. Meine Unterrichtsplanung für den Tag, an dem die Kollegin zuschauen wollte, stand längst. Aber dann kam der Gedanke: Was genau wird sie sehen, wenn sie mich und den Unterricht beobachtet? Ich begann also meine Unterrichtsplanung mit den Augen der Kollegin – vor dem Hintergrund all dessen, was ich bisher über das Unterrichten gelesen und gelernt hatte - zu betrachten. Allein der Gedanke an die zuschauende Kollegin hat mein Verhalten im Unterricht und den Unterricht an sich verbessert – davon bin ich überzeugt. Daraus ziehe ich für mich den Schluss: Immer wieder die andere Perspektive mitdenken! Nicht nur die Perspektive der Teilnehmer, sondern auch die einer potenziell zuschauenden Kollegin. Das kann das Ganze nur verbessern.

 

Dies ist aus meiner Sicht sicher die wichtigste Erfahrung der ZQ: Man muss offen sein für den Perspektivwechsel. Wer kennt ihn nicht, den Frust, dass die DeutschlernerInnen ja gar nicht lernen wollen, dass „die“ keine Motivation haben, dass „die“ ja nur vorschieben, dass sie… Es besteht die Gefahr, misstrauisch den Lernenden gegenüber zu werden oder vorschnell Urteile zu fällen. Aber die Dozentinnen der ZQ haben immer wieder gezeigt, wie man mit Vorurteilen oder Einwänden ganz pragmatisch umgehen kann.

 

Als „Gesamtpaket“ kann ich feststellen, dass mich die ZQ BSK mit all ihren Methoden, Tipps und Tricks, Grundlagentexten und Praxisbeispielen, Hinweisen und Diskussionen, aber auch in der Begegnung mit Dozentinnen und TeilnehmerInnen neu für meine Arbeit motiviert hat. Ich plädiere dafür, als Lehrkraft regelmäßig - vielleicht alle zwei Jahre - eine Art Check-Up zu machen, bei dem man Gelegenheit hat, Neues kennenzulernen und über Altbekanntes zu reflektieren. Das Nachdenken und der Perspektivwechsel können der eigenen Arbeit nur guttun."