FDP beantwortet Wahlprüfsteine des Bündnisses DaF/DaZ-Lehrkräfte

Vor einigen Wochen hat das Bündnis DaF/DaZ-Lehrkräfte allen im Bundestag vertretenen Parteien, mit Ausnahme der AfD, seine Wahlprüfsteine zugeschickt.

Alle angeschriebenen Parteien haben uns bereits geantwortet. Wir veröffentlichen die Antworten in der Reihenfolge ihres Eingangs. Unten befinden sich die Antworten der FDP.

 

"Setzt sich Ihre Partei dafür ein, dass es auch im Bereich der Weiterbildung ein Bundestariftreuegesetz gibt, d. h. nur noch Träger mit Tarifverträgen entsprechend TVöD bekommen Mittel aus der öffentlichen Hand?

Die Weiterbildung wird in den nächsten Jahrzehnten der entscheidende Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben sein. Die Finanzierung öffentlich geförderter Bildungsangebote muss so ausgestattet sein, dass den Trägern Investitionen in qualifiziertes Lehrpersonal und neue Lehrformate möglich sind.

 

Setzt sich Ihre Partei für eine Eingruppierung entsprechend TVöD 12 u. 13 für Lehrkräfte im Bereich Deutsch als Fremdsprache ein, sodass der Wettbewerb der Träger über Qualität erfolgt und nicht über den Preis?

Wir Freie Demokraten fordern eine Stärkung des Lehrerberufs. Dazu braucht es attraktive Arbeitsbedingungen, eine hochwertige Aus- und Fortbildung, transparente und anspruchsvolle Aufstiegsmöglichkeiten, immaterielle Wertschätzung sowie eine Bezahlung, die individuelles Engagement belohnt. Die Länder sollten im Beamten- und Besoldungsrecht flächendeckend die Grundlage für einen solchen stärkeren Leistungs- und Engagementbezug bei der Bezahlung von Lehrerinnen und Lehrern schaffen.

Es gibt sehr viele innovative Lehrkräfte. Wir wollen ihr Engagement sichtbar machen. Statt der reinen Dienstjahre soll daher auch das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer belohnt werden. Wir wollen, dass absolvierte Fortbildungen und gute Unterrichtsqualität beim Stufenaufstieg stärker berücksichtigt werden. Und: Exzellente Lehrkräfte sollen Prämien erhalten, etwa für herausragende Leistungen an Brennpunktschulen. 

 

Setzt sich Ihre Partei für deutlich längerfristige Finanzierungsstrukturen für die Träger ein, sodass unbefristete Festanstellungen der Lehrenden für Regelaufgaben möglich sind?

Wir Freie Demokraten wollen die Autonomie der Schulen stärken und den Schulen mehr pädagogische, personelle und finanzielle Freiheiten geben. Jede Schule soll ein eigenes Budget erhalten, über dessen Verwendung sie autonom entscheidet. Im Rahmen der Schulautonomie kann der Unterricht zum Beispiel in einem modularen System organisiert und so individuell auf die einzelne Schülerin oder den einzelnen Schüler zugeschnitten werden. Zugleich erhalten die Schülerinnen und Schüler dadurch eine größere Wahlfreiheit und die Schule kann den unterschiedlichen Leistungsniveaus der Schülerinnen und Schüler individueller gerecht werden. Ebenso soll dadurch ein Unterricht in fächerübergreifenden Projekten besser möglich gemacht werden. Auch Personalentscheidungen und die Auswahl der Lehrmittel trifft die Schule vor Ort. 

Durch die pädagogische Freiheit können Schulen eigene Profile und Schwerpunkte als MINT-Leistungsschulen, Musik- und Sportleistungsschulen oder Vorreiterschulen für Digitalisierung, Mädchenförderung, Inklusion und Integration oder demokratische Beteiligung entwickeln.

 

Setzt sich Ihre Partei dafür ein, dass max. 25 UE (Unterrichtseinheiten zu 45 min) pro Woche einer Vollzeitstelle entsprechen?

Die Auswahl und Führung des Personals sollte insbesondere durch die Schulleitung erfolgen. Eine bis heute immer noch überwiegend zentral organsierte Zuweisung von Lehrern an die Schulen durch die Schulbehörden ist aus der Zeit gefallen und behindert Schulen, das Beste aus dem Potential ihrer Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler herauszuholen. Wenn Schulen ein eigenes Profil entwickeln, kommen interessierte Lehrer und Schulen als "Überzeugungstäter" zusammen und gestalten gemeinsam neue Schulinnovationen. Dazu gehört es auch gemeinsam den Einsatz und die Belastung vor Ort zu definieren.

 

Unterstützt Ihre Partei die von GEW u. Bündnis DaF/DaZ-Lehrkräfte aufgestellte Forderung von 64,-€ Honorar/UE bei allen bundesweiten Berufssprach- u. Integrationskursen für nicht angestellte Lehrkräfte und ein Honorar v. 42,-€ für alle übrigen staatlich verantworteten Weiterbildungsangebote?

Wir Freie Demokraten fordern Fairness für Selbstständige. Ob Freie Berufe, Handwerk, Kultur- und Kreativwirtschaft oder Dienstleistungsbranche: Selbstständige sind keine Erwerbstätigen zweiter Klasse. Mit unterschiedlichen Reformansätzen wollen wir die Selbstständigkeit erleichtern, sie als Selbstbestimmung ernst nehmen und für mehr öffentliche Wertschätzung von Selbstständigen sorgen. Ungleichbehandlungen wollen wir abbauen und zum Beispiel die Beiträge für Selbstständige zur gesetzlichen Krankenversicherung endlich an den tatsächlichen Einnahmen orientieren. Weiterhin wollen wir u.a. das Statusfeststellung für Selbstständige reformieren, eine maximale Wahlfreiheit für Selbstständige bei der Altersvorsorge und eine Kopplung von Mini- und Midijob-Grenzen an den Mindestlohn damit Mini- oder Midijobber nicht mehr von Erhöhungen durch die allgemeine Lohnentwicklung abgeschnitten sind.

 

Unterstützt Ihre Partei die Forderung, dass Träger durch entsprechende Kursfinanzierung befähigt werden, Weiterbildung der Lehrenden u. kollegialen Austausch zu finanzieren?

Wir benötigen eine exzellente Aus- und -fortbildung von Lehrenden. Dabei müssen Digitalkompetenzen, die Chancen der Künstlichen Intelligenz für Lernprozesse sowie digitale Lern- und Lehrmethoden feste Bestandteile der Ausbildung werden. Die Fortbildungen sollen auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Die Finanzierung öffentlich geförderter Bildungsangebote muss so ausgestattet sein, dass den Trägern Investitionen in qualifiziertes Lehrpersonal und neue Lehrformate möglich sind.

 

Setzt sich Ihre Partei für eine Innovations-Anschubsfinanzierung für nachhaltige digitale Ergänzung der Lehre im Bereich der Weiterbildung ein?

Wir wollen Bildungseinrichtungen bei der Entwicklung qualitativ hochwertiger digitaler Lehre unterstützen. Deshalb setzen wir Freie Demokraten uns für die Schaffung einer Bundeszentrale für digitale Bildung ein. Diese soll in drei Säulen Aufgaben der Koordination, Qualitätssicherung und Vermittlung digitaler Bildung in Deutschland übernehmen. Die erste Säule stellt Informationen, Materialien und Kurse bereit, um bei Menschen aller Altersklassen das Verständnis über die Grundlagen der Digitalisierung, aktuelle technische Entwicklungen und gesellschaftliche Debatten zu fördern, damit sie als aufgeklärte und verantwortungsvolle Bürgerinnen und Bürger in einer digitalisierten Welt agieren können. Dabei sollen insbesondere Themen wie Desinformation, IT-Sicherheit, Datenschutz und künstliche Intelligenz, aber auch Hatespeech, Cybermobbing und Online-Sucht abgedeckt werden. Die zweite Säule ist die Beurteilung und Zertifizierung von digitalen Lehr- und Lernmitteln hinsichtlich rechtlicher und pädagogischer Mindeststandards. Die Ergebnisse werden in einer Positivliste(Weißliste) für Bildungssoftware zusammengefasst und in einer digitalen Bibliothek bereitgestellt. Bildungsinstitutionen können Anfragen zur Prüfung an die Bundeszentrale richten, die sie zügig bearbeitet. Die dritte Säule befasst sich mit der digitalen Transformation des Bildungswesens und hierbei konkret mit digitaler Didaktik und der Aus- sowie Fortbildung von Lehrenden aller Bildungsinstitutionen zur Implementierung digitaler Lernstrategien. Dabei sollen sowohl konkrete Angebote für Lehrende zur Weiterbildung angeboten als auch Konzepte der Lehre und Schule der Zukunft erarbeitet und in Zusammenarbeit mit den Kultusministerien der Länder umgesetzt werden. 

 

Setzt sich Ihre Partei für eine Durchführung einer Integrationskonferenz Weiterbildung mit den zuständigen Ministerien, der Wissenschaft, Vertretern der Träger, der Verbände und der Beschäftigen ein? Ziel: Zukunfspakt Weiterbildung 2022-30

Wir wollen vor allem Menschen zielgenau unterstützen, die bisher nicht ausreichend erreicht wurden. Zur Stärkung des lebens- und arbeitsbegleitenden Lernens wollen wir ein zweites Bildungssystem schaffen, das Menschen jeder Herkunft, jeden Alters, jeder beruflichen Ausrichtung und jeder Arbeitserfahrung neue Bildungschancen und -möglichkeiten eröffnet. Dazu wollen wir ein Midlife-BAföG einführen, das auch Menschen mit geringem Einkommen die Finanzierung von Weiterbildung und Bildungszeiten in jedem Alter ermöglicht. Darüber hinaus soll in einem persönlichen Freiraumkonto allen Menschen unabhängig vom Arbeitgeber das steuer- und abgabenfreie Ansparen für Weiterbildungsangebote und Bildungszeiten ermöglicht werden. Zudem soll die Vielzahl von Bildungsangeboten für das lebenslange Lernen von öffentlichen wie privaten Anbieterinnen und Anbietern transparent und strukturiert auf einer zentralen digitalen Plattform einsehbar sein. Diese digitale Bildungsarena soll den Zugang zu Weiterbildungen erleichtern und gleichzeitig die Anerkennung informell sowie non-formal erworbener Kompetenzen ermöglichen.

Lassen Sie uns dazu auch nach der Bundestagswahl im Gespräch bleiben."