ZQ BSK: ein zehnter Erfahrungsbericht

Bild von Dariusz Sankowski auf Pixabay
Bild von Dariusz Sankowski auf Pixabay

Heute veröffentlichen wir unten einen zehnten Bericht zur ZQ BSK. Wir, das Bündnis, bitten Euch um Erfahrungsberichte über Eure BSK-Zusatzqualifizierungen. Schickt uns bitte den Text in anonymisierter Form zu, und schreibt bitte gleich, ob Ihr mit einer Veröffentlichung einverstanden seid.  Wir werden dann eine Auswahl ans BAMF und BMAS schicken.

 

Ich unterrichte seit 25 Jahren DaZ/DaF. Früher habe ich an Fortbildungen beim Sprachverband und beim Goethe Institut teilgenommen, wobei ich vor allem bei den Fortbildungen vom GI sehr viel gelernt habe. Grundsätzlich finde ich es gut und notwendig, dass Lehrkräfte sich kontinuierlich weiterbilden und die Fortbildungen, bei denen ich am meisten gelernt habe, waren diejenigen, bei denen Kolleg*Innen ihre Unterrichtsideen und -erfahrungen geteilt haben. Meine Erfahrungen mit der DaZ Zusatzqualifizierung möchte ich hier teilen:

 

Bevor wir zu der ZQ verpflichtet wurden, hat keine Bedarfserhebung stattgefunden. Einige von den teilnehmenden Lehrkräften unterrichten schon seit vielen Jahren in berufs- oder ausbildungsbegleitenden Deutschkursen und haben offensichtlich mehr Erfahrung in diesem Bereich als die Lehrkäfte, die in der ZQ unterrichten. Unser Vorwissen wurde in keiner Weise berücksichtigt. Uns wurde nicht die Möglichkeit gegeben, unseren eigenen Bedarf zu ermitteln und uns einzelne Module auszusuchen, so dass einige Inhalte für  LK wie mich seit 25 Jahren in jeder Fortbildung wiederholt werden. Gleichzeitig hat man uns in der ZQ darauf hingewiesen, wie demotivierend es für unsere TN ist, wenn sie ständig die gleichen Themen wiederholen müssen. Hier stellt sich die Frage, warum in der ZQ keine Binnendifferenzierung stattfindet.

 

Es gab noch keine Lehrwerke für die Berufssprachkurse. Die Materialien, mit denen wir in der ZQ gearbeitet haben, waren zum größten Teil schon einige Jahre alt, teilweise arbeiten wir in den DeuföV-Kursen schon längst damit. Die theoretischen Materialien, mit denen wir gearbeitet, waren auch auch nicht neu und wurden zum Teil schon in der letzten Zusatzqualifikation verwendet.

 

 

Die Materialien, die uns in der ZQ zur Verfügung gestellt wurden, bestanden zu einem großen Teil aus nicht-didaktisierten Artikeln, die online zu finden sind oder es waren schlecht leserliche, eingescannte Schwarz-Weiß-Kopien mit handschriftlichen Vermerken. Sie wurden in der ZQ in einer sehr unübersichtlichen Weise angeboten, so dass wir einen großen Teil der Selbstlernphasen damit verbrachten, nach Beiträgen zu suchen und herauszufinden, zu welcher Aufgabe sie gehören. Wir haben immer wieder darum gebeten, uns die Materialien in übersichtlicher Weise (online Forum) zur Verfügung zu stellen, was vom Träger ignoriert wurde. Demgegenüber wurde uns in der Fortbildung immer wieder mitgeteilt, dass wir in unserem Unterricht Materialien didaktisiert, ansprechend und geordnet anbieten müssen.

 

Die Arbeitsaufträge waren oft sehr vage und unklar formuliert, weshalb wir immer wieder nachfragen mussteen, was eigentlich von uns verlangt wird, worauf wir manchmal keine und oft unklare Antworten erhielten. Anfangs wurden uns noch nicht einmal Aufgaben gestellt, sondern uns wurden unter der Überschrift „Aufgaben“ einfach die Lernziele der ZQ geschickt. Demgegenüber wurde uns in der ZQ wiederholt mitgeteilt, dass die LK immer klar zwischen Aufgaben, Übungen, Lernzielen usw. trennen muss.

 

Die ZQ war so geplant, dass der Online-Präsenzunterricht alle 2 Wochen stattfindet, so dass die LK 2 Wochen Zeit haben um die Aufgaben zu bearbeiten, da wir alle außerhalb der Fortbildung arbeiten müssen um unseren Lebensunterhalt zu bestreiten. In der Realität wurden uns die Aufgaben oft erst donnerstags als E-Mail geschickt und wir sollten die Ergebnisse zwei Tage später präsentieren. Da das Einkommen von DaZ/DaF-Lehrkräften bei einer vollen Stelle mit 32 UStd/Woche oft nicht ausreicht um die steigenden Lebenshaltunskosten (vor allem die Mieten) zu begleichen, müssen viele von uns Überstunden machen und Nebentätigkeiten ausüben. Wenn man dann donnerstags umfangreiche Aufgaben für die ZQ bekommt, die bis Samstag erledigt werden müssen, ist das fast unmöglich.

 

Während der Online-Präsenzphasen wurde ständig die Zeit überzogen, Pausen wurden gekürzt und  noch zusätzliche Aufgaben wurden in die Selbstlernphase verlagert, während uns immer wieder gesagt wurde, wie wichtig es ist, dass die LK die Zeit strukturiert.

Die von uns geäußerten Wünsche und Kritik wurden ignoriert und abgeschmettert.

 

Aus den Erfahrungen mit dieser und vorangegangenen ZQs ergeben sich einige Fragen:

  • Warum gibt es solche großen Unterschiede in den Qualitätsstandards, die von unserem Unterricht gefordert werden und dem Unterricht, der uns geboten wird? Wäre es nicht sinnvoller, wenn wir an positiven Modellen lernen könnten?
  • Warum müssen wir alle paar Jahre wieder eine Zusatzqualifikation im Umfang eines Aufbaustudiums absolvieren, ohne dass (wie es bei anderen Berufen der Fall ist) daraufhin unsere Gehaltsstufen entsprechend erhöht werden? Stattdessen müssen wir finanzielle Verluste hinnehmen, da es unmöglich ist eine solch umfangreiche und arbeitsaufwändige Fortbildung durchzuführen, wenn man „nebenbei“ noch mindestens 32 USt/Wo unterrichten muss. Die ganze ZQ war überaus belastend (8 Std am Bildschirm sitzen, dauernde Frustration wegen unklarer Aufgabenstellungen und unstrukturierter Materialien)
  • Warum werden wir, die Expert*innen, nicht nach den Gründen gefragt, die dazu führen, dass so viele TN die Telc Prüfungen nicht bestehen? Wir würden dann z.B. vorschlagen, dass wir die TN während der ersten vier Wochen zurückstufen könnten, wenn wir feststellen, dass die sie das für die Klassenstufe erforderliche Niveau nicht haben.
  • Warum werden bei der Beschreibung der ZQ falsche Zeitangaben gemacht? In der Realität haben die sog „Selbstlernphasen“, die nicht während der bezahlten Arbeitszeit stattfanden, das Dreifache der angegebenen Zeit beansprucht.