ZQ BSK: ein vierzehnter Erfahrungsbericht

Bild von Dariusz Sankowski auf Pixabay
Bild von Dariusz Sankowski auf Pixabay

Heute veröffentlichen wir unten einen vierzehnten Bericht zur ZQ BSK. Schickt uns bitte keinen weiteren  Texte! Wir, das Bündnis, werden dann in einigen Wochen eine Auswahl ans BAMF und BMAS schicken.

 

Die etwas andere Abschlussreflexion

 

Ein Teil Lebenszeit und -qualität gestohlen - so sehe ich das. Mehrere Monate hat mich dieser Wahnsinn mit all seinen Widersprüchen in der Zwangsmaßnahme gekostet. Und ich hatte noch das "Glück", von meinem Arbeitgeber freigestellt worden zu sein - zumindest für die Onlinepräsenz (natürlich nicht für die Vor-, Nachbereitungs- und die Zeit, die man für das Portfolio aufbringen musste). Das wäre jedoch zwingend notwendig. Aber dieses "Glück" haben eben nicht viele, wenn man freiberuflich tätig ist.

 

Und wo gibt es überhaupt sowas, dass Lehrer:innen an öffentlichen Schulen nachgeprüft werden mit einem immensen zweifelhaften Aufwand, der seinesgleichen sucht. Mit der Mutmaßung, dass wir demnächst alle toll ausgebildete BSK'ler in die Prüfungen entlassen, da wir als Lehrkräfte ja jetzt sooooooooo viel gelernt hätten (wozu wir vorher NICHT fähig waren). Was für ein Schmu - der Fisch stinkt vom Kopf. Könnte es vielleicht sein, dass das dahinterstehende System sowohl der Integrations- als auch der Berufssprachkurse einfach völlig realitätsfremd ist? Haha ... "Erfolgsgeschichte". Wo erfahrenes Lehrpersonal dann zum Wohle unserer Kursteilnehmer:innen mit ihrem über Jahrzehnte entwickelten Stil von jungen Fortbildner:innen unterrichtet werden, die noch nicht einmal das Zitieren beherrschen, deren links ins Leere führen und das BAMF heilig sprechen. Man wisse ja, dass das alles viel zu viel sei blablabla, kamen dann pseudosozial in Gutmenschenmanier Sprechblasen daher. Ausgefüllt mit Inhalt oder wenigstens mal leichtem Gegenwind wurden diese Allgemeinplätze nicht, waren sie doch nur der Tatsache geschuldet, uns ein wenig zu befrieden und Gleichheit vorzutäuschen, wo keine war. Auch die Möglichkeit nur in Erwägung zu ziehen, dass weniger manchmal mehr ist bei der Fülle an Material, wurde noch nicht einmal im Ansatz verwirklicht. Ständig sollen wir kritisch und v.a. hochreflektiert sein, gleichzeitig mit Quellenverzeichnissen arbeiten, während die Fortbildner:innen Kritik von sich gewiesen haben (begründet zum Teil mit Zeitmangel; ein Schelm, wer Böses dabei denkt).

 

Das BAMF an sich stellt ebenfalls das Konzept nicht in Frage, wie man nachlesen kann. Welche Konzeption diesem Sammelsurium an mehreren tausend Seiten zugrundeliegt, die allein vom BAMF zur Verfügung gestellt werden und die zu lesen sind an Durchführungshinweisen, Konzepten, Lernzielen etc., erschließt sich mir bis heute nicht. Pure nicht anlassbezogene Theorie. Während wir als als Moderator:innen in unseren Kursen damit beschäftigt sind, mit hohem Aufwand immer mehr Verwaltungstechnisches für das BAMF, die Jobcenter und die Träger zu erledigen oder Sozialarbeit zu betreiben. 

  

Drei Tage nacheinander Online-Fortbildung, wie es manche so genannte Fortbildner-Institutionen anbieten, seien nur exemplarisch genannt - da muss man kein mathematisches Genie sein zu begreifen, dass das nicht konstruktiv sein kann. Entweder haut man sich mit Vor- und Nachbereitungsphasen die Nächte auf Kosten seiner Gesundheit um die Ohren oder ignoriert diese Zumutung einfach. Oder wenn man sich die Mühe gemacht hat, etwas effizient vorzubereiten oder eine Ausarbeitung geschrieben und gepostet hat, dann noch nicht einmal in dem entsprechenden Modul Bezug darauf genommen wird, so zeugt das von mangelnder Wertschätzung. Mal abgesehen von dem Fauxpax einer Fortbildnerin, uns als Schüler:innen zu titulieren. Mitnichten wurde das Portfolio auch nur mit einem einzigen Kommentar nach Fertigstellung und Bewertung gewürdigt - und einige von haben sehr viel Mühe und Zeit, vielleicht auch ein wenig Liebe reingesteckt. Deutlichere Missachtung gibt es nicht. Aber Hauptsache, die Kasse der Träger füllt sich bei einer solchen Durchschleuse-Praxis, wenn gar gleich viele ZQ's parallel laufen.

 

Pandemiebedingt wurde auch keine Rücksicht darauf genommen, dass einem diese ganzen zu leistenden und aufwändig vor- und nachzubereitenden Unterrichtsproben, Microteachings, Hospitationen da und dort, nicht so einfach in den Schoß fallen und man auch nicht bereit ist, durch die halbe Republik zu reisen, nur um endlich mal einem Unterrichtsversuch zusehen zu dürfen. Was machen die meisten also? Sie fingieren. Klar. Als äußerst unproduktiv habe ich zudem so manche unklare Arbeitsanweisung empfunden, wenn man husch-husch in die Kleingruppen oder Breakout-Rooms geschickt wurde, ohne auch nur mal ansätzlich darüber nachzudenken, das von uns als Lehrkräften im eigenen Unterrichtskontext ein perfektes Zeitmanagement mit handlungsorientiertem Konzept - selbstredend mit Binnendifferenzierung - und klaren Arbeitsaufträgen erwartet wird. Davon haben meine Kolleg:innen und ich in der ZQ wenig gespürt. Und wenn wir dann mit großen Fragezeichen versehen am Portfolio saßen, weil uns nicht transparent war, was da eigentlich gerade verlangt wird und auf der "anderen" Seite großes Schweigen herrschte, Arroganz oder Intransparenz, setzt das dem Fass das Krönchen auf. Dann ist man froh, wenn es die anderen auch nicht verstanden haben, würde es doch sonst arg am Selbstwert nagen, und man lustig gemeinsam interpretieren darf.

 

Mein Fazit: Nie mehr eine solcherart Fortbildung. Bin froh, dass ich den ganzen Mist nicht aus dem Fenster geschmissen und es tatsächlich geschafft habe, in der mir eigenen Art das Dingen fertigzuschreiben und pünktlich in den Äther geschickt habe. Da kann man gespannt sein, was das BAMF - sagen wir mal Ende 2022 - denn argumentativ von sich gibt, wenn sich die Durchfallquoten bei ihrem ach so tollen System nicht minimiert haben.