Zur Situation in den Willkommensklassen an Regelschulen führte Kanzlerin Angela Merkel ein Gespräch mit Lehrerinnen und Lehrern. Tagesschau berichtet im Artikel "Auf dem Rücken der Lehrer" (05.09.2018) über die Erfahrungen der Lehrenden.
"Wenn ein Kind Glück hat, gerät es in die Klasse eines guten, engagierten Lehrers, der seine Freizeit für Elterngespräche oder das Ausfüllen von Anträgen opfert. Wenn das Kind Pech hat, bleibt es auf der Strecke. Eine zynische Erkenntnis, wenn man bedenkt, dass hier die Weichen für eine gesamte Bildungsbiografie gestellt werden, also die Zukunft eines Menschen davon abhängt."
Eine zynische Erkenntnis auch, dass Lehrerinnen und Lehrer immer wieder gezwungen sind, zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und den Bedürfnissen der ihnen anvertrauten Kinder zu entscheiden. Wer schon keine moralischen Skrupel hat, Lehrer*innen zu verheizen, sollte es wenigstens aus personalpolitischen Gründen nicht tun. Dass die Stimmen der Lehrkräfte hier angehört wurden, ist sehr zu begrüßen; nun müssen Taten folgen.
Ein Schlüssel zur Behebung des Lehrermangels an den Regelschulen könnte auch darin liegen, den Lehrkräften aus der Erwachsenenbildung eine Chance zu geben. Sie bringen kein Lehramtsstudium mit, dafür aber dringend benötigte Erfahrung in Deutsch als Fremdsprache. Diese Quereinsteiger nur als befristet angestellte Lückenbüßer zu nutzen, ist kurzsichtig. Vielmehr müssten diesen Quereinsteigern, die bereits pädagogische Erfahrung mitbringen, die Möglichkeit gegeben werden, durch eine berufsbegleitende Weiterqualifizierung dauerhaft in den Schuldienst einzusteigen. Ein Beispiel dafür gibt es bereits in Thüringen (vgl. mdr, 06.11.2017).
(hb)