"14-Jährige erteilt Zweitklässlern Matheunterricht." Ein solcher Titel wäre der Landauer Neuen Presse sicherlich nie in den Sinn gekommen. Man würde das eher als "Nachhilfe" bezeichnen, anderenfalls wäre der Aufschrei jedenfalls groß. Das Fach Deutsch als Zweitsprache (DaZ) dagegen ist weder in den Institutionen noch in den Köpfen als Profession verankert, und so sind offenbar alle Begriffe und Definitionen zum Abschuss freigegeben: Unter dem Titel "Achtklässlerin gibt Analphabeten Deutschunterricht" (LNP, 16.04.2018) heißt es, die 14jährige Gerta unterrichte jeden Samstag vormittag eine Gruppe Kinder ab dem Grundschulalter.
Können sich Kinder und Jugendliche gegenseitig etwas beibringen? Klar! Sollte man das als "unterrichten" bezeichnen? Besser nicht. Denn wenn Jugendliche nun schon fremdsprachige Kinder alphabetisieren können, wozu gibt es dann eigentlich noch Grundschullehrer? Das Engagement der 14-jährigen Gerta ist deshalb durchweg lobenswert, wird hier aber falsch eingeordnet. Im Sinne aller Beteiligten bleibt zu hoffen, dass die Kinder unter der Woche in einer Vorbereitungsklasse an Regelschulen lernen (optimalerweise mit ausgebildeten DaZ-Lehrkräften) und dass es sich bei dem Samstagskurs um ein erfrischendes und motivierendes Zusatzangebot handelt. Anderenfalls müsste der Aufschrei doch eigentlich groß sein...
(hb)