"Akademische Tagelöhnerei"

Deutschlandradio Kultur befasst sich in seinem Beitrag „Akademische Tagelöhnerei im öffentlichen Auftrag“ mit den Arbeitsbedingungen an den VHS-en.  Die Überschrift ist ein Zitat und stammt von der Vertretung der Berliner Volkshochschuldozent*innen.

Im Artikel kommen zwei DaFZ-Kollegen zu Wort. Joachim Lehmann weist auf die Bedeutung der Integrationskurse hin: „Diese Integrationsaufgabe, die könnte man heute auch als systemrelevant bezeichnen. Die wurde eben auch zu einem großen Teil von den Volkshochschulen geleistet.“

Dieter Hartmann von der Dozent*innen-Vertretung berichtet über die prekäre Lage:  „Es ist aufgrund der kurzen Arbeitsverträge – wir haben Honorarverträge in der Regel über vier Wochen – keinerlei Sicherheit darüber, wieviel ich im nächsten Monat arbeiten, obwohl ich mich im Programm zum Teil um bis zu einem Jahr vorher festlegen muss und auch keine andere Arbeit annehmen kann.“ Bei 25 Unterrichtsstunden pro Woche verdiene ein Kursleiter an der Volkshochschule etwa 1500 Euro netto im Monat. Aber nur, wenn man in einem BAMF-Kurs arbeitet, denn für die übrigen Kurse liegt der durchschnittliche Stundensatz nicht bei 35 €, sondern bei etwa 20 Euro.

Die Dozent*innen-Vertretung fordert höhere Honorare – nicht nur für Integrationskurse –, eine soziale Absicherung und eine tarifvertragliche Regelung. Das Berliner Abgeordnetenhaus forderte Anfang Juni den Senat auf, mit den Gewerkschaften über eine tarifvertragsähnliche  Rahmenvereinbarung zu verhandeln.

Im Beitrag kommt auch Juliane von Westerholt, die neue Direktorin des Deutschen Volkshochschul-Verbandes, zu Wort. Sie unterstützt im Prinzip die Ziele der Dozent*innen, betont aber auch, dass die VHS-Angebote für alle bezahlbar bleiben müssen. 

Bezüglich des Anspruchs der Dozentinnen und Dozenten auf normale Arbeitnehmerrechte meint sie: „Die Volkshochschule ist in ihrer Gründung auch eigentlich genau von dem Kompetenzgewinn ausgegangen, dass man die Menschen, die in ihrem Hauptberuf besondere Erfahrungen haben, engagieren kann, um ihre Kompetenz und ihre Problemnähe zu den Volkshochschulen vor Ort mit einzubringen und das sozusagen als nebenberufliche Tätigkeit zu machen.“
Kollege Hartmann weist darauf hin, dass die Zeiten sich geändert hätten. Heute sei der abendliche Kurs des Lateinlehrers an der Volkshochschule nicht mehr das typische Angebot: „Das mag nach dem Krieg, zu Beginn typisch gewesen sein für kleinere Volkshochschulen. Gibt es zum Teil immer noch, aber der wesentliche Stundenumfang, circa 70 Prozent der Stunden in Berlin, werden im Deutsch- und Integrationssprachkursbereich gemacht. Und es gibt über 800 Dozentinnen, die arbeitnehmerähnlich hier arbeiten.“

(as)